Der bekannte Deichgraf Haans zu Ripen übernahm am 14. September 1361 sein Amt von seinem Vorgänger, dem weniger bekannten Wolfgang Mejer. Er verantwortete die Deiche in und um Husum. Es sah nicht danach aus, als würde es eine stürmische Amtszeit werden. Denn seine Amtszeit war bis zum 29. Februar 1362 befristet.
In seiner kurzen Amtszeit sorgte er dafür, dass die Bauern in Frondienst, die Deiche erhöhten. Allerdings war die Zeit viel zu kurz, als dass die Arbeit noch fruchten konnte. Am 15. Januar 1362 begann die verheerende Sturmflut, die den Namen »Grote Mandrenke« bekommen sollte, die am 16. Januar ihren Höhepunkt erreichte.
Die Fluten durchstießen die Marschen zum Teil bis zum Geestrand. Die alte Küstenlinie mit ihren schützenden Nehrungen wurde vollkommen zerstört, die Priele, vorher nur flache, bei Ebbe trockenfallende Tiefs zwischen den nahe beieinander liegenden Marschinseln, vertieften sich zu Wattströmen, die mit jeder folgenden Flut das Wasser tiefer in das Land vordringen ließen. In Nordfriesland entstanden die ersten Halligen. Wie viel Land bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts verlorenging, lässt sich nicht genau rekonstruieren, da aus dieser Zeit keine exakten Karten existieren. Die Namen der untergegangenen Kirchen und Orte in Nordfriesland lassen sich aus dem Waldemar-Erdbuch und Kirchenregistern der Jahre 1305 und 1462 erschließen. Etwa 24 Kirchen befanden sich auf Nordstrand und den Halligen (soweit es diese schon gab), die übrigen auf dem Festland.
In der Flut waren große Flächen Kulturland verlorengegangen.
Nach dieser Flut begannen erste Landgewinnungsmaßnahmen in Nordfriesland, das heißt, die Menschen versuchten, dem Meer das verlorene Land durch organisierten Deichbau wieder abzuringen. Bis zu diesem Zeitpunkt wurden nur niedrige Sommerdeiche gebaut, die das bebaute Land lediglich vor den meist niedrigeren Sturmfluten im Sommer schützten. Das Leben von Mensch und Vieh wurde vor den Gewalten des Meeres in erster Linie durch die Errichtung von Warften geschützt. Nach der verheerenden Flut lagerten sich auf den höher und geschützter gelegenen Flächen des untergegangenen Landes neue Sedimente ab und ließen neue Schichten fruchtbaren Marschbodens entstehen. Dieser „Anwachs“ wurde nach und nach eingedeicht und zu neuen Kögen gewonnen.
Die Wirkung der Flut blieb als so verheerend in Erinnerung, dass die Burchardiflut, die große Teile der übrig gebliebenen Insel Alt-Nordstrand zerstörte, auch als Zweite Grote Mandränke bezeichnet wurde. Die Geschichte Rungholts wurde oft mythisch überhöht, am bekanntesten wohl durch Detlev von Liliencrons Gedicht Trutz, Blanke Hans. Erst als 1938 Reste des historischen Rungholts gefunden wurden, erkannte die Geschichtswissenschaft die reale ehemalige Existenz des Ortes an.
Für Haans kam die Flut zu früh. Er stand an dem Abend auf dem Deich, der zu niedrig war, und wurde von einer Welle erfasst und mit seinem Pferd ins Meer gespielt. Seine Überreste wurde nie gefunden.