Der Bundesdeichdienst ist die zentrale Deichplanungsinstanz in Deutschland. Hier laufen die Fäden zusammen, anhand derer die Tüchtigkeit der bestehenden Deiche bewertet wird wie auch von Deichneu- und -ausbau geprüft und geplant wird. Die Experten in der Zentrale arbeiten mit lokalen Behörden zusammen und behalten so ein umfassendes Bild. Die aktuelle Lage wird im sogenannten Deichlage-Zentrum beobachtet, in dem sowohl die deutschen Flüsse und die Meere unter ständiger Beobachtung stehen.
Planung ist das halbe Leben
Deichbau
Wie ist ein Deich aufgebaut?
Man muss erst einmal wissen, wie ein Deich aufgebaut ist. Die folgende Abbildung illustriert einen typischen Deich.
Quelle der Abbildung: Basiert auf einer Illustration von Olaf Roehling (CC BY-SA 3.0)
Es ist recht leicht zu erkennen, dass der Deichkörper und die Dichtungsschicht das A und O bei einem „gesunden“ Deich sind. Mit ihm steht und fällt der ganze Deich. Ist nur eine Stelle defekt, dann hilft der gesunde Rest überhaupt nicht. Die Bewohner hinterm Deich stehen dann nicht mehr im Regen. Sie müssen ihre Gummistiefel anziehen und versuchen Hab und Gut zu retten.
Ein anderer Aspekt ist die Höhe der Deichkrone und diese muss in den nächsten Jahren, wie schon in den Jahren zuvor, ordentlich erhöht werden. An dieser Stelle kommt der Klimawandel ins Spiel und die damit verbundene Erhöhung des Meeresspiegels.
Die Deiche müssen immer wieder erhöht werden und den Gegebenheiten angepasst werden. An den Meeren werden die Deiche in Zukunft kräftig erhöht werden – das mussten sie in der Vergangenheit aber auch schon, wie die Abbildung zeigt:
Quelle der Abbildung: Basiert auf einer Illustration von Olaf Roehling (CC BY-SA 3.0)
In Deutschland ist es dabei üblich, die Schichten nach denen für den Deichbau verdienstvollen Personen zu benennen. In naher Zukunft werden die Schichten wohl so häufig erhöht werden müssen, dass die Schichten nach den Namen des Präsidenten des Bundesdeichdienstes benannt werden.
Wie man sieht, reicht es nicht, die Deichkrone einfach zu erhöhen. Man muss die Deichlage auch verbreitern. Dies wird immer ins Landesinnere hinein geschehen. Es wird also in den nächsten Jahren im Binnenland zu Landverlust für die Bevölkerung kommen.
Wie wird nun geplant?
Zuerst gibt es eine historisch-technische Schau, bei der geprüft wird, in welchen Jahren an welchen Stellen Deichbruch-Ereignisse aufgetreten sind. Gemeinsam mit dem Deichgrafen wird geprüft, ob diese Stellen in einem kritischen Zustand sind. Ist das der Fall, so wird der Abschnitt in den Deicherhöhungsplan progressiv (DEPP) eingetragen und in der kurzfristigen Planung (auf fünf Jahre) berücksichtigt.
Der Bundesdeichdienst hat zusammen mit den Mitarbeitern des Hauke-Haien-Rechenzentrums (HHR) ein Programm entwickelt, mit dem alle Deiche in Deutschland als Modell vorliegen und in denen mit aufwändigen Simulationen, die ihren Ursprung in der wissenschaftlichen Simulation SC2000SimCity 2000 haben, die Festigkeit und Zuverlässigkeit der Deiche geprüft wird. Kritische Infrastruktur wird anschließend vor Ort geprüft und ggf. in DEPP aufgenommen. Andernfalls kommen den Langfristsanierungsplan (LFSP), der unterteilt ist nach Nord/Süd und Ost/West.
Substantiell und nachhaltig?
Obwohl das wichtigste Ziel der Schutz des Menschen ist, planen wir schon so, dass nachhaltig und kostengünstig gebaut wird. Die Natur soll so wenig wie möglich zu Schaden kommen. Die heimische Industrie soll von den Maßnahmen ebenso profitieren wie unser Kultur- und Natur-Erbe. Es versteht sich, dass all diese Ziele oft schwer unter einen Hut zu bekommen sind. Aber die ausgezeichneten und international anerkannten Fachkräfte haben bisher ihr Ziel immer erreicht.
Nachsorge
Wenn der Deich bricht
Alle Experten und Computerprogramme der Welt helfen da nicht: Manchmal versagt die Vorsorge und in diesen Fällen ist es gut, einen Plan B zu haben. Wir wollen schließlich nicht, dass plötzlich tausende Menschen in einem Gebiet ohne Heim und Internetverbindung dastehen. Deshalb planen unsere Experten auch die schlimmsten aller Fälle. Nachfolgend einige Beispiele:
NFWEG
Man ist sich noch nicht sicher, ob dieser Fall wirklich sehr dringend ist. Vermutlich würde zuerst den Dänen auffallen, dass Nordfriesland nicht mehr da ist, wenn sie versuchen, ihre Biervorräte günstig aufzustocken. Wenn wir benachrichtigt werden sollten, haben wir aber Pläne in der Schublade, um den dadurch entstehenden Problemen entgegenzutreten.
HHWEG
Ein wenig eher werden die Mitarbeiter darüber informiert, falls es Probleme mit den Deichanlagen in Hamburg und Umgebung geben sollte. Spiegel.de bzw. bild.de werden sie ganz gewiss per Push-Nachricht auf dem Desktop oder dem Handy über dieses Problem informieren. Da in Hamburg recht viele Menschen leben, werden alle Kräfte mobilisiert und wie damals der FC Bayern versucht hat den HSV zu unterstützen, so wird wohl Bayern auch versuchen, die Hansestadt zu retten. Wir haben alle Vorbereitungen getroffen, dass bei den Hilfeleistungen Hamburg nicht mit Bremen verwechselt wird.
KWEG
Nun gibt es Hochwasser nicht nur an den Meeren, sondern auch die großen, oft besungenen Flüsse können manches Ungemach mit sich bringen. Dresden und Köln können ein Lied davon sitzen. Während es in Sachsen weniger Probleme gibt, gab es umfangreiche Planungen für Köln. Dies hat zwei Gründe: Die unmittelbaren Nachbarn haben wahrscheinlich wenig Interesse zu helfen. Die Bonner würden sich freuen, dass der Flughafen in Zukunft nur noch „Flughafen Bonn“ heißt, und die Düsseldorfer würden feiern, dass sich nicht nur der richtige Karneval durchgesetzt hat, sondern auch das – in ihren Augen – bessere Bier. Insofern hat der KWEG-Plan Kräfte aus anderen, ebenfalls katholischen Gegenden eingeplant, die so schnell als möglich mobilisiert werden.
Einen DWEG-Plan gibt es nicht, da die Düsseldorfer versichert haben, dass das Elend spätestens in Köln zu Ende wäre.